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Zu Besuch beim Schweizer Bauer: Wo der Zucker in der Coca‑Cola wächst

Nur wenige Zentimeter ragen die weisslichen Knollen aus dem braunen Erdboden hervor. Gut versteckt unter ihren kräftigen, grünen Blättern stehen die Zuckerrüben von Bauer Hansueli Wettstein in voller Pracht.

Wir treffen den leidenschaftlichen Landwirt an einem prächtigen Oktobermorgen, pünktlich zum Erntebeginn, auf seinen Feldern in Brüttisellen. Nur einige hundert Meter Luftlinie entfernt befindet sich die Produktionsstätte von Coca‑Cola Schweiz, wo der aus seinen Rüben gewonnene Zucker schliesslich für süssen Geschmack sorgen wird.

 

Wie die Rübe Zucker produziert

Im März wurden die Rüben gesät und seither mit viel Liebe umsorgt. Denn Bauer und Rübe verfolgen ein gemeinsames Ziel: möglichst viel Zucker zu produzieren. Aus Sonnenlicht und CO₂ stellt die Pflanze in ihren Blättern mittels Photosynthese einerseits Sauerstoff her, den sie in die Atmosphäre freigibt, und andererseits Saccharose, was wir umgangssprachlich als Zucker bezeichnen. Die Rübe transportiert den Zucker von den Blättern in die Wurzeln, wo sie ihn in Knollenform als Energiereserve ansammelt. Für schlechtere Zeiten sozusagen. Je besser es ihr geht, desto weniger Energie muss sie von ihrem Vorrat abzapfen. Und je mehr Zucker sie im Herbst noch in sich gespeichert hat, desto grösser fällt für den Bauern die Ernte aus. 16 % Zuckergehalt der Rübe sollten es sein. Noch lieber 19 %, wenn es nach Hansueli Wettstein geht.

In 7 Kilo Rübe steckt 1 Kilo Zucker

Hansueli Wettstein wirkt zufrieden und sagt: "2017 sollte ein gutes Jahr werden." Es herrschten gute Bedingungen für gesunde und von Zucker strotzende Rüben. Wenn es warm und nicht zu nass ist, fühlen sie sich am wohlsten. Besonders wichtig ist ein warmer Frühling. "Wenn es nach der Aussaat im März warm ist, schlagen die Blätter schnell aus und die Pflanze kann früh mit der Zuckerproduktion beginnen und kräftige Wurzelknollen entwickeln."

Wie viel Zucker in den Rüben abgelagert ist, erfährt der Bauer jeweils erst, wenn die Abrechnung der Zuckerfabrik in Frauenfeld in seinen Briefkasten flattert. In der Fabrik wird den weissen Rüben der Zucker entzogen und so der Anteil festgestellt. Je höher der Zuckeranteil ist, desto mehr Geld erhält der Bauer für seine Rüben. Unter 16 % gibt es Abzüge, über 16 % Zuschläge. Im Schnitt ergeben sieben Kilo Zuckerrübe ein Kilo Zucker – eine starke Leistung der Natur.

Die Feinde der Zuckerrübe

Nicht nur wir Menschen mögen die süsse Knolle. Hansueli Wettstein zeigt uns eine Rübe, an der eine Maus geknabbert hat. Aber nicht die kleinen Nager sind die grössten Feinde der Zuckerrübe. Direkt nach der Aussaat sind es Käfer und Insekten, bei denen die keimenden Pflänzlein auf dem Speiseplan stehen. Ein weiterer Rivale für das Wohlergehen der Zuckerrübe ist das von allen Landwirten und Gärtnern gefürchtete Unkraut. Mit drei bis vier Spritzungen und einigen Stunden jäten von Hand macht Hansueli Wettstein dem ungebetenen Gast den Gar aus. Den letzten Feind entdeckt man bei genauem Hinschauen. Einige der Blätter haben braune Flecken. "Das ist eine Blattkrankheit, die in den letzten Jahren zugenommen hat. Je brauner die Blätter, desto weniger Zucker produziert die Rübe", erklärt Hansueli Wettstein sichtlich besorgt. Aber auch damit weiss er umzugehen, indem er die Blattkrankheit möglichst früh nach dem Befall behandelt und stets ein wachsames Auge auf die Felder wirft.

Über 900 Tonnen Zuckerrüben, das Ergebnis von 10 Hektaren Anbaufläche, liefert der Zürcher Bauer jedes Jahr nach Frauenfeld ins Werk von Schweizer Zucker, von wo Coca‑Cola Schweiz den Zucker für die in Dietlikon produzierten Erfrischungsgetränke bezieht. Dadurch unterstützt das Unternehmen einerseits die einheimische Landwirtschaft sowie Industrie und tut sogleich etwas Gutes für die Umwelt. Denn entlang der gesamten Produktionskette – vom Rübenanbau bis zur Distribution – fallen beim Schweizer Zucker rund 30 % weniger Umweltbelastungen an als in der EU. Dies ergab eine von Schweizer Zucker in Auftrag gegebene Studie. Die Schweiz schneidet insbesondere wegen den höheren Felderträgen im Anbau und der Zuckerausbeute in den Fabriken besser als die EU ab.

Bald schon auf der Speisekarte?

Von den tausenden Rüben, die auf den Feldern von Hansueli Wettstein wachsen, zwackt der Landwirt nichts für die eigene Küche ab. Die Zuckerrübe wird in der Schweizer Gastronomie kaum verwendet, obwohl man sie auch roh als Salat und ihre Blätter wie Spinat oder Mangold als Gemüse essen könnte. Aber wer weiss, vielleicht entdeckt ja schon bald ein findiger Chefkoch dieses süsse Kraftwerk der Natur.